Ausgangspunkt war ursprünglich die Erforschung der Symbole, deren älteste Beispiele in Felsbildern und Felsritzungen (Petroglyphen) zu finden sind. Volkskundliche Überlieferungen führten zu den überzeugendsten Deutungen. Symbole geben Zeugnis von der ältesten Geistesurgeschichte und erweitern die geschriebene Geschichte um viele Jahrtausende. Symbole sind auch in Mythen ausgelegt worden. Symbole für die Teilbarkeit von Zeit und Raum (Strich oder Kreuz durch einen Kreis) zeigen den Beginn der Erkenntnis einer allgemeinen göttlichen Ordnung in der Welt. Sie stehen für den Anfang der Religion.

Auf den Vortragstagungen von UR-EUROPA

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Auf den Vortragstagungen von UR-EUROPA e.V. hören wir Referate über Felsbilder in Europa, die sogar in Indien, Afrika und Amerika ihre Entsprechnung finden. Interessant ist dabei, daß sich viele Darstellungen gleichen und in sofern die Wanderungsbewegungen einzelner Stämme belegen. Daneben gibt es an vielen Stellen Europas an hohen Felsen Großskulpturen: Menschengestalten, Gesichter, Tiere, auch in Beziehung zueinander und mit symbolhafter Bedeutung, wie zum Beispiel „Atemgeburt“ und „Zwiesicht“ usw., ebenfalls Jahrtausende alt.

Uralt sind auch die Versuche, Zeit und Raum zu messen. In mehreren Referaten konnte nachgewiesen werden, daß es bereits vor 7000 Jahren ein mindestens europaweit verbreitetes einheitliches Maßsystem gegeben hat, das aus dem Erdumfang abgeleitet sein muß und das das Stadion als Grundmaß hatte; ca. 185m; zehn Stadien entsprechen genau einer Bogenminute mit 1852m.

Die Suche nach der Sprache und der Schrift Alteuropas

Diese fast unglaublich hohen Kenntnisse zur Jungsteinzeit wurden noch übertroffen durch das astronomische Wissen. Exakte Zeitbestimmungen für den Tages- und Jahreslauf waren nicht nur für die Landbewohner entscheidend. Ganz besonders die Seefahrt nutzte die Kenntnis der Figuren und der scheinbaren Bewegungen der Himmelskörper um die „Achse“. Weitere „Kalenderanlagen“ aus noch weitaus früherer Zeit als Stonehenge sind gerade in jüngster Zeit im nördlichen Europa entdeckt worden. Die Sternbilder, wie sie mit Hilfe des Planetariums für zurückliegende Jahrtausende nachgewiesen werden konnten, führten außerdem zu Mythen und Märchen.

Fast unbegreiflich scheint, daß es zu diesen Zeiten noch keine Zahlen und keine Urschrift gegeben haben soll. Die Suche nach der Sprache und der Schrift Alteuropas ist daher wiederholt Gegenstand von Vorträgen. Interessant ist dabei die Ableitung von Schriftzeichen aus Symbolzeichen für Zeitangaben.

Klimaveränderungen und Umweltkatastrophen haben die Völker Ureuropas oft zu weiten Wanderungen gezwungen, meist entlang der Küsten und Flüsse. Ihre archäologischen Spuren kann man z.B. anhand von Werkzeugen, Waffen und Megalithen nachzeichnen. Überraschenderweise werden die Ursprünge – entgegen bisheriger Anschauung – auch im Norden und Westen Europas nachgewiesen. Jüngst kam es in Baden sogar zu Entdeckungen der ältesten und ursprünglich größten Pyramiden der Welt, in ihrer Baukweise denen in Ägypten, auf den Kanaren und in Amerika vergleichbare Kultbauten.

„Sie hatten keine Götter“ ist ein weiteres Thema, das zur Frage der Urreligion in den Vorträgen wiederholt behandelt wurde. Die Erkenntnis der gesetzmäßigen Ordnung in allen Dingen dieser Welt schließt eine Willkür durch Götter ebenso aus, wie durch Geister, Dämonen oder Unholde, wie man sie sich möglicherweise in vorhergehenden Zeiten vorgestellt hat. Hünengräber, Dolmen, Menhire, Pyramiden und andere Steinsetzungen der Megalithiker galten der Ahnenverehrung. Sie ist überliefert bis heute z.B. im heutigen Israel, wo Vorbeikommende Steine auf die Gräber legen.

Vergleiche auch: Ab-raham = Herr des zusammengeworfenen Steinhaufens. Wölfel 1951

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Die späteren vielen „Götter“

Selbst die „Allmutter“ war ursprünglich nur als rein ethisch gedachtes weder männliches noch weibliches Wesen („das“ Gott) zu verstehen. Die späteren vielen „Götter“ der verschiedenen Kulturen, wie sie z.B. bei den Griechen, Römern und in der Edda überliefert sind, waren jedoch sterblich wie die Menschen und hatten menschliche Eigenschaften und Schicksale. Wie in vielen Vorträgen dargelegt, gingen sie durch Mythenbildung aus der Ahnenverehrung oder aus Umschreibungen oder Erläuterungen von beobachteten Gegenständen oder Vorgängen hervor. (Der Stab oder Pfahl, mit dem man reibend Feuer entzündete, wurde z.B. zum Symbol, zum Mythos und zum „Gott“ des Lichts „Apoll“, dessen Name das noch verrät) Gestiftete Religionen. für die der Monotheismus kennzeichnend ist, als Wesensmerkmal gestifteter Religionen, haben oftmals Elemente älterer Vorstellungen mit einbezogen.

Der Beginn der Entwicklung zur Hochkultur Ur-Europas wird in mancherlei Hinsicht der Frau im arktisch-atlantischen Raum zugesprochen. Wie noch heute bei Lappen und Rentierjägern hat die Frau und Mutter für das Überleben der Familie während der Polarnacht zu sorgen. Sie mußte die Lebensmittelvorräte für alle Bewohner und alle Tage durch Zählen und Rechnen einteilen, mußte für friedliches Zusammenleben im engen Zelt oder Iglu, für die notwendige Hygiene sowie auch für die Erziehung und Bildung der Kinder sorgen. Dichtung und vielleicht Gesang könnten hier (gegen die Langeweile?) ihren Anfang genommen haben.

Mythos und Brauch

Später, als man seßhaft wurde, war es die Frau, die mit der Hacke den Boden für Saat und Pflege des Anbaues bis zur Ernte bearbeitete und die Viehzucht betrieb in Kenntnis der Naturgesetze. Manche Frauen spezialisierten sich auf die medizinische Versorgung ihrer Mitmenschen, verwendeten selbst angebaute Heilkräuter und betätigten sich als Geburtshelfer. Schließlich übernahmen sie auch noch die kultischen Aufgaben zur Wahrung der Tradition. Erhalten sind die vielen „Frauenberge“. Die Kirche mit ihren „Hexen“-verbrennungen hat über 4 Millionen Frauen umgebracht, in denen sie eine Konkurrenz vermutete. Das Erbe übernahmen hernach dies einige Frauenklöster. Aber die Frau und Mutter wird auch noch in der „heiligen“ Maria mit ihrem Kind (ursprünglich Sinnbild für das neue Jahr) verehrt, umgeben vom Strahlenkranz der Sonne und stehend auf der Mondsichel, offenbar Relikte alter unauslöschlicher Bilder.

Wie lange sich Brauchtum und Sitte urgemeinschaftlicher Vorstellungen noch bewahrt haben, zeigte ein Vortrag über Mythos und Brauch unter den aufständische Bauern des 17. Jahrhunderts in Oberösterreich. Dagegen sind Herstellung und Aufrichten der sog. “Queste“ auf dem „Questenberg“ im Harz und die damit verbundenen Riten noch voller symbolhafter Bedeutungen und deutliche Hinweise auf den urgeschichtlichen Hintergrund, der hier im Bewußtsein der Bevölkerung erhalten blieb.

Das zur Deutung uralter Symbole herangezogene überlieferte Brauchtum finden wir z.B. im „Humfelder Waffeleisen“ (Museum Münster) mit seinen Darstellungen ebenso, wie in den von den Gebrüdern Grimm und anderen gesammelten Märchen. Auch der russische „MIR“ (die Dorfgemeinschaft als friedlicher Kosmos) birgt uralte Überlieferungen. Wer wußte schon, daß das traditionelle norddeutsche Hallenhaus (in dem man mit Vieh und Vorräten unter einem Dach lebte und arbeitete) als „Vorlage“ diente, nicht nur für die griechischen Tempel (Megaron), sondern auch für viele nordische„Götter“tempel? (z.B. „Akropolis von Büdelsdorf“) Unsere Vorfahren verbanden darin gleichermaßen das Praktische mit dem Schönen und Religiösen, Geistigen. Leider harren noch viele Symbole, deren Sinn verloren ging, einer wissenschaftlich fundierten Deutung, z.B. der umlaufende Schmuckfries in der romanischen Stiftskirche von Quedlinburg am Harz.

Das Schriftmonopol der keltischen Druiden

Der Streit um die Datierung von Grabungsfunden sowie die Entwicklung und die Rückschläge neuer Möglichkeiten der Datierung hinterlassen ihre Spuren in der wissenschaftlichen Diskussion. Dennoch bringen erstaunliche Entdeckungen weiteres Licht in das Wissen von unserer Ur- bis Frühgeschichte. So konnte erst mit Hilfe der Thermoluminiszenzmethode das Alter der letzten Bearbeitungsspuren in den Externsteinhöhlen mit mehr als 3500 Jahren nachgewiesen werden. Bisher war man von ihrer Entstehung durch die Arbeit christlicher Mönche und Einsiedler überzeugt.

Sensationell war die Auffindung einer Siedlung in Bilzingsleben am Harz mit einer erstaunlich frühen Kultur, die auf 350 000 Jahren vor heute datiert werden konnte. Ebenso überraschte der Nachweis einer kulturellen Entwicklung zur Megalithzeit (späterstens ab 6000 v.h.), die, sich von Nord- und Westeuropa ausbreitend, Zeugnisse an den Küsten des Atlantiks, des Mittelmeeres, Kleinasiens und entlang der großen Flußläufe hinterließ: allerlei Holzbearbeitungswerkzeuge, den Bootsbau, die großen Steinsetzungen (Trojaburgen, Stonehenge, Pyramiden), Sprache und Schrift sowie Ackerbau und Viehzucht, deren Ursprung man jetzt in England, Holstein, Frankreich zu finden glaubt.

Die „Römer“ in Xanten bauten nicht nur ein Amphitheater für 25 Tausend Zuschauer, sondern zeigten damit auch, daß die dortigen zahlreichen Bewohner bereits alle Handwerkskünste beherrschten. Auch die Benediktinermönche der Insel Reichenau kamen in ein Land, dessen Kultur viel älter war als ihre Bibel.

Verhängnisvoll für alte schriftliche Überlieferungen wirkte sich das Schriftmonopol der keltischen Druiden aus, dem dann das Monopol der Kirche folgte. So erklärt sich vielleicht, daß in den Bildungsinstitutionen wie in einer Stadt wie dem einst keltischen Trier (wir wir es während unserer dortigen Tagung erleben mußten) ebenso wie auch sonst weit verbreitet in der Deutschen Bundesrepublik „die“ Geschichte, unter Ausblendung der Kelten,. erst mit „den“ Römern beginnt.

Zum Glück gibt es sehr alte schriftliche Zeugnisse aus anderen Kulturkreisen. So enthalten die indischen, in der der unseren verwandten Sprache Sanskrit verfaßten, Veden Hinweise auf ihren nordeuropäischen Ursprung, und z.B. der Wortschatz der vorindoiranischen Sprache weist bereits auf den Ackerbau hin. Die Ruinen von Mohendscho Daro am Indus zeugen von einer hochentwickelten Stadtkultur, haben aber keinerlei Vorläufer in Indien. Sie scheinen einige Angaben der umstrittenen westfriesischen Oera-Linda-Chronik von früheren Weltfahrten der Nordseestämme und ihren Siedlungen in Palästina und am Indus zu bestätigen.

Wie erstaunlich sicher diese Seefahrer der Vorzeit bereits navigieren konnten, ist inzwischen von mehreren Forschern bestätigt worden. So zeugen schon die alten „Segelanweisungen“ in den Werken Homers von damals bekannten Routen nicht nur durch das Mittelmeer, sondern über den Atlantik bis in die Nordsee . Ähnliche Erkenntnisse betreffen die vorgeschichtliche Seefahrt in Polynesien und zu den Pazifikinseln.

Neben der „Grabungsarchäologie“ bewährt sich in neuerer Zeit auch die „Mutung“ mit Rutengängern. So wurden z.B. durch diese „geomantischen“ Untersuchungen entdeckt, daß viele alte Kirchen auf heidnischen Kultstätten errichtet wurden. Bei der Grabung nach einer „gallisch-römischen“ Siedlung an der Grenze zu Luxemburg entdeckte ein Rutengänger unter dem heutigen Talboden noch eine ganz andere vorgeschichtliche Stadt mit einem Forum und vielen Brunnen.

Eine der jüngsten wissenschaftlichen Disziplinen befaßt sich mit der Entwicklung unserer Sprache aufgrund der Klangassoziationen von Wörtern und Silben. Dabei läßt sich die Herkunft mancher Ausdrücke aus der Bezeichnung für uralte Symbole nachweisen. Der uralte Wortschatz der nord- und westgermanischen Sprachen ist insofern auch als auch als ein „Museum der Sprache“ anzusehen.

Bildquellen:
Wikipedia; Tanumshede 2005 rock carvings, Locutus Borg, Fred J