Bericht über die Jahrestagung in Holzhausen/Externsteine
vom 14. bis 17. Oktober 2005
Prof. Dr. Wolfram Zarnack eröffnete die Jahrestagung mit einer Sammlung von „Sonnenschiffen“, die auf Felsbildern in Nordeuropa, Indien und Ägypten dargestellt sind. Wie schon Dr. Lothar Wanke berichtet hatte, tragen auf einem indischen und auf skandinavischen Felsbildern je zwei menschliche Gestalten das Seelenboot, während das ägyptische Schiff nur von einer Gestalt, dem ´Gott ` Nun, getragen wird. Dieses Boot galt in Ägypten auch als „Sonnenbarke“. Viele Pharaonen wurden in ihrer Totenbarke beerdigt, – auch im Nordeuropa der Bronzezeit bis in die Wikingerzeit wurden vornehme Tote in schiffsförmigen Bestattungen oder sogar in realen Schiffen beigesetzt.
Zur Einstimmung auf den besonderen Ort der diesjährigen Tagung ganz nahe an den Extern-steinen hatte Frau Berta Voigts verschiedene Gedanken einiger Betrachter zum sogenannten „Kreuzabnahme-Relief“ am Fuße der Felsen zusammengestellt. Goethes Gedanken kamen zur Sprache, ebenso die Überlegungen, die Freerk Haye Hamkens in seinem Werk „Der Externstein“ anstellte (Burkhard Weecke Verlag, Horn, 2000). Frau Dr. Neumann-Gundrum hatte das ältere, viel stärker verwitterte Relief unterhalb der Kreuz-Abnahme in den Blickwinkel des Betrachters gerückt.
Humorvoll berichtete danach Frau Christa Hohenöcker von dem Abenteuer des Übersetzens bei ihren Nachforschungen in alten Atlantis- und Edda- Texten. Durch ihre genaue Nachsuche nach Wortbedeutungen kam sie manchen alten „Kenningen“ auf die Spur und konnte dadurch ihre Zuhörer zu einem tieferen Verständnis einiger mythologischer Überlieferungen führen, wie z. B. die Bezeichnungen „Yggdrasil“, „Asen“ oder „Seren“.
Dominique Görlitz, bei Ur-Europa schon bestens bekannt, stellte diesmal in seinem Vortrag Weltkarten aus der Steinzeit 3 alte Karten vor, nach denen sich die frühen Seefahrer gerichtet haben. Er fragte sich, ob diesen erstaunlichen Karten vielleicht damals ältere, uns noch unbekannte Land- und Seekarten zugrunde gelegen haben. Er faßte die Möglichkeit ins Auge, daß es schon prähistorische Karten gegeben haben könnte. Als Beispiel zeigte er Felsbilder von der Nordküste Spaniens, die Schiffe mit geblähten Segeln auf gepunkteten Linien fahrend darstellen. Ein Zeugnis für bekannte und viel befahrene Schiffahrtswege auf Meeresströmungen?
Den zweiten Tag eröffnete Prof. Dr. Zarnack mit seinem Vortrag über Archaische Astronomie und ihre Bedeutung für die Forschungsergebnisse von Herman Wirth und Elisabeth Neumann-Gundrum. A.Weiss (1984) und Ch. Jèque-Wolkiewicz (2000) fanden erste Hinweise auf astronomische Kenntnisse schon in Höhlenmalereien, die 15.000 Jahre alt datiert werden. Seit 1990 werden in Mitteleuropa mit einer magnetischen Meßmethode Kalenderbauten mit einem Alter von 7000 Jahren entdeckt. Inzwischen kennt man etwa 200 solcher Anlagen. Diese Befunde bestätigen indirekt die Erkenntnisse von E. Neumann-Gundrum, daß bereits der paläolithische Mensch hervorragende Großplastiken gestaltete, und von Herman Wirth, daß am Anfang aller Kultur das Messen von Raum und Zeit gestanden habe.
Dr. Gert Meier nahm ebenfalls Bezug auf die Externsteine, und zwar auf den Felsen 11, zu dem er die Zuhörer auch während der Mittagspause selbst hinführte. Dr. Meier sieht wie der Forscher Andis Kaulinsin der gespaltenen Spitze des Felsens 11 einen Falken und einen Drachen als Großskulpturen dargestellt. Sie sollen die Sternbilder Drache und Falke (heute dracon und ursus minor = Kleiner Bär) repräsentieren, also die Zone des Himmelspoles in einer Darstellung des Himmels auf der Erde (=Bodenhimmel) darstellen, so wie sie den Menschen im – 4. Jahrtausend erschien. Dr. Meier machte am Felsen 11 auf ein weiteres Großhaupt aufmerksam. Er benannte es das Haupt des Allvaters Odin, aus dessen Mund eine buddha-ähnliche Gestalt entlassen wird.
Frau Elke Moll führte zum gleichen Thema aus, daß das Logogramm des Namens Wotan auch auf die Wörter Buddha, Veden, Edda, (Garten) Eden und Ida(-feld) zutrifft. Sie folgerte daraus, daß der Asengarten mit dem Idafeld wohl der gleiche Ort gewesen sei, der in der Bibel der „Garten Eden“ genannt wurde.
Günter Bischoff aus Dresden sprach zu einem Thema, das mit der Atlantis-Sage in Verbindung steht, nämlich über den Sturz des Phaeton, jenes Himmelskörpers, der der griechischen Sage nach in die Mündung des Eridanos gestürzt sein soll. Das „Helgoländer Loch“ südlich der heutigen Insel könnte als Einschlagstelle dieses sagenhaften Himmelskörpers angesehen werden. Zu der Frage des Absturzes stellte der Forscher eine Computer-Simulation und eine Reihe von Berechnungen vor, die auf großes Interesse der Zuhörer stieß.
Dr. Hans-Wilhelm Rathjen steht mit seinem Thema Atlantis war Westeuropa, wie auch sein erst 2004 erschienenes Buch heißt, in der Nachfolge des Forschers Jürgen Spanuth, dessen Thesen schon des öfteren bei Ur-Europa zur Sprache kamen. Dr. Rathjen sieht im Nordischen Kulturkreis der Bronzezeit das Atlanter-Reich Westeuropas, dessen Hauptstadt Basilea in der Deutschen Bucht gelegen habe. Die Atlanter wurden in ihren Heimatländern von schlimmen Katastrophen betroffen, die Überlebenden mußten deshalb nach Süden auswandern. Nachdem sie in einer furchtbaren Schlacht gegen das ägyptische Reich unterlegen waren, ließ der Pharao Ramses III. zum Gedächtnis an diese Schlacht Szenen davon in Reliefs auf die Tempelwände von Medinet Habu einmeißeln. Diese sind heute noch vorhanden.
Prof. Dr. Siegfried Schoppe und sein Sohn Christian Schoppe stellten den Zuhörern eine ganz andere Atlantis-Theorie vor. Sie nehmen Atlantis als die indoeuropäische Hauptstadt schlechthin an, die an der Nordküste des Schwarzen Meeres im gemeinsamen Delta der Flüsse Bug, Dnjepr und Dnjestr.gelegen habe, bevor sie um etwa – 5500 durch den dramatischen Anstieg des Meeresspiegels überschwemmt wurde. Vor dieser Katastrophe habe der Spiegel des Schwarzen Meeres rund 130 m tiefer gelegen. Durch den Einbruch des Marmara-Meeres seien an den Küsten des Schwarzen Meeres etwa 100.000 qkm Ackerland verloren gegangen, – der fruchtbare Boden des Atlantis-Reiches. Die Menschen seien damals nach allen Richtungen geflohen und hätten ihre indogermanische Sprache auf diese Weise verbreitet.
Frau Dr. Mathilde Rahmann und Prof. Dr. Rahmann stellten eine Lesart der Himmels-scheibe von Nebra vor, die sie selbst durch eigene Beobachtung des Himmels erarbeitet haben. Sie zeigten, daß man die Scheibe etwa wie die heutige Sternenscheibe aus dem Kosmos-Verlag über den Kopf halten müsse, um mit Hilfe der einen Scheibenhälfte den Anblick des Himmels in nördlicher Richtung, mit der anderen Scheibenhälfte den Anblick des südlichen Himmels verstehen zu können.
Während die Mitglieder der Gesellschaft Ur-Europa am Abend zu ihrer jährlichen Mitglieder-Versammlung eingeladen waren, sprach Frau Lore Köhler für die Nicht-Mitglieder zum Thema „Erdställe“. Die geheimnisvollen unterirdischen Bauten sind besonders in Süddeutschland und Österreich bis Tschechien im Osten und bis nach Frankreich im Westen verbreitet. Es werden auch noch immer neue entdeckt. Seit etwa 150 Jahren konnten Sinn und Zweck dieser „Schrazellöcher“ nicht endgültig geklärt werden, obwohl sich eine große Zahl von Forschern damit beschäftigt. Vieles spricht dafür, daß die höhlenartigen Bauten mit dem Glauben an ein Leben nach dem Tode zusammenhängen.
Am Sonntagabend, nach Heimkehr von der Busfahrt ins Hochsauerland, erwartete die Zuhörer noch der Vortrag von Prof. Dr. Zarnack „War derkeltisch-germanische Kesselkult ein Opferkult?“. Ausgehend von der berühmten Darstellung auf dem Silberkessel von Gundestrup, einer wohl keltischen Arbeit, erläuterte der Redner, daß die „Opferungsszene“ durchaus nicht nur als ein blutiger Opferkult betrachtet werden muß. Diese Szene kann ebenso gut eine Art von „Taufe“ darstellen, also einen Initiationsritus am Beginn eines neuen Lebensabschnittes, oder die sagenhafte Wiederbelebung von Toten.
Am letzten Morgen der Tagung berichtete Dipl. Ing. Paul Rohkst aus dem Buch von Heinz B. Maass,Deutschlands Urahnen, Bd. 2. Dieser berichtet von Barry Fells Forschungen zur Tifinag-Schrift, die durch die bronzezeitlichen Seevölker (aus Atlantis) nach Nordamerika gekommen waren. Des weiteren berichtet Maass von einer Ausgrabung in der Region Narbonne/Südfrankreich. Dort stießen Archäologen auf sehr frühe „Megalithiker“, die bereits um etwa – 10.000 eine Schrift und seetüchtige Schiffe besessen haben müssen, mit denen sie ihre Familien und ihr Vieh nach Korsika verschifften, – ein sensationeller Fund, der noch vor die „Neolithische Revolution“ zurückführt.
Als Abschluß der Tagung hörten die Teilnehmer den Vortag von Dipl.Ing. Paul Rohkst über das Buch von Thiele und Knorr Der Himmel ist unter uns. Die beiden Forscher arbeiten seit Jahren an der Vervollständigung ihrer Entdeckung, daß Sternbilder des nördlichen Sternen-himmels auf der Erde dargestellt wurden. Ausgehend von der Annahme, daß die ältesten Kirchen auf ehemaligen Kultplätzen angelegt worden waren, fanden sie heraus, daß die ältesten Kirchen des Sauerlandes, also Süd-Westfalens, eine Anordnung aufweisen, wie die Sternbilder den Menschen angeordnet erscheinen. Wozu dieses wieder entdeckte System von Kultplätzen/Kirchen einst gedient haben mag, wann genau es wohl geschaffen wurde, und warum es in einer Verbindung zum 30. Breitengrad (Pyramiden in Ägypten) steht, können die beiden Forscher (noch) nicht erklären.
Das gemeinsame Mittagessen beschloß die Jahrestagung 2005, die in diesem Jahr in der Nähe der Externsteine stattfand.
Sunnihilt Wellmer