Kurzbericht über die Vortragstagung in Sondershausen/Thüringen
vom 01. bis 04. Oktober 2004
Bereits am Vortag war etwa ein Drittel der diesjährigen Teilnehmer angereist, um die Landesausstellung Thüringen im Schloß und andere Sehenswürdigkeiten in der Stadt und der Umgebung zu besuchen. Beim Abendessen am Donnerstag wurden wir aber vom Feueralarm aufgescheucht und mußten fluchtartig das Haus verlassen. Zum Glück war es aber nur eine unangemeldete Übung der Feuerwehr… Erst am Freitag Nachmittag waren dann fast alle 60 Gäste beisammen, und der Vorsitzende eröffnete die Tagung mit einer kurzen Einführung.
Nach dem Abendessen benutzte – ungewohnt – der erste Referent seine Redezeit, um zunächst einen persönlichen Dank an ehemalige Gastgeber aus der Stadt anzubringen, die ihn als Verwundeten gegen Ende des Krieges aufgenommen hatten. Erst danach kam er auf das eigentliche Thema zu sprechen und berichtete von der Tadition des Frauenberges im ältesten Teil der Stadt – Jechaburg -, der noch Jahrhunderte nach der Christianisierung von Wallfahrern besucht wurde.
Den restlichen Abend gestaltete ein Wissenschaftler aus Chemnitz mit seinem interessanten Bericht über seine zwiete Expedition mit dem Bau und der Mittelmeerfahrt eines neuen Schilfbootes, bei der er sensationelle Entdeckungen machen konnte. Den Abschluß bildete ein Film über diese Fahrt und die vielen Hindernisse, die es zu bewältigen gab (seine Videokopien und Bücher kann man auch über unseren Buchversand erwerben).
Der nächste Referent eröffnete am Samstag mit einigen Aspekten vorgeschichtlicher Vermessungskunde am Beispiel von Richtpunkten in der Umgebung von Osnabrück, ausgehend von der „Hölle“ am Dörenberg. Damit bestätigte er auf seine Weise frühere Vorträge auf unseren Tagungen. Ein Bildbericht von unerwarteten Steinsetzungen und Felsbildern südlich des Kaukasus in der Region Gobustan am Kaspischen Meer brachte hochinteressante Neuigkeiten. Offensichtlich sind diese Zeugnisse einer frühen Hochkultur sehr viel weiter verbreitet, als bisher bekannt.
Bereits auf unserer letzen Tagung in Bad Laer wurde die „Himmelsscheibe“ von Nebra (eigentlich von Querfurt, wie betont wurde) von mehreren Referenten besprochen. Diesmal bereicherte der folgende Vortrag die bisherigen Erkenntnisse um weitere interessante mathematische und geometrische Zusammenhänge, die inzwischen entdeckt wurden. Die in der „Himmelsscheibe“ versteckten Details zeugen vom hohen Wissensstand unserer frühen Vorfahren (siehe die derzeitige Ausstellung in Halle/Saale, www.archlsa.de).
Der Nachmittag wurde eröffnet mit einem Beweis der nahen Verwandtschaft von traditionellen Rechtsauffassungen weit entlegener Kulturkreise am Beispiel von Buddha und Wotan, die aufgrund von Sprach- und Symbolvergleichen als zwei eng verwandte Rechtsallegorien nachgewiesen werden konnten mit ihren Auswirkungen bis in unsere Zeit anhand überzeugender Abbildungen.
Als ausländischen Redner begrüßte der Tagungsleiter einen Gast aus Flandern, der mit seinem Buch über kontroverse Geschichtsschreibung aufgefallen war. Mit interessanten Hinweisen auf verwandte Ortsnamen und Querverbindungen zwischen dem alten Flandern und dem späteren Friesland entwickelte der Referent eine neue Sicht vorgeschichtlicher Überlieferungen, die sich weitgehend mit den Angaben aus der „Ura-Linda-Chronik“ decken. Der berechtigten Frage nach einem ‚Zufall‘ muß unbedingt nachgegangen werden. (Darum wurde auch vorgeschlagen, das nächste Arbeitsseminar dem Thema „Ura-Linda-Chronik“ zu widmen.)
Der nächste Autor brachte ien ‚Feuerwerk‘ neuer Ansichten über vor- und frühgeschichtliche Vorgänge, die aber z.T. auf unseren Tagungen bereits vorgetragen worden sind. Sein neuestes Buch „Kolumbus kam als Letzter“ beinhaltet die meisten Argumente zum Nachlesen. Ein gebürtiger Thüringer berichtete danach von den Ergebnissen seiner Recherchen in den Fragen seiner Familiengeschichte, die ihm insbesondere neues Wissen über die Bevölkerungs- und Sozialgeschichte Thüringens bescherte.
Während sich die Mitglieder unter den Teilnehmern am Abend zur Jahreshauptversammlung zurückzogen, berichtete eine Münchnerin von ihren Erkenntnissen über den traditionellen „Schäfflertanz“, der einen uralten Symbolreigen darstelle. Erst von der Kirche verboten, lebte er nach der Pest als volkstümlicher Tanz zur Abwehr neuer Gefahren wieder auf. Sowohl in München als auch an anderen Orten Bayerns wird der Reigen in traditionellen Kostümen alle sieben Jahre wieder aufgeführt.
Die Busexkursion am Sonntag brachte uns zunächst nach Westgreußen an eine alte – nunmehr rekonstruierte – Germanensiedlung, zuerst fälschlich als Keltensiedlung deklariert. Doch auch hier zeigte sich wieder, wie wenig sich Kelten und Germanen voneinander unterschieden. Durch eine Umleitung erreichte unser Busfahrer den Ort Nebra zu spät, sodaß wir direkt vor dem Ort wieder umkehren mußten – nicht ohne einen Blick auf den „Finkenherd“ König Heinrichs geworfen zu haben. In Steigra konnten dagegen alle die berühmte „Windelburg“ oder „Trojaburg“, ein uraltes Rasenlabyrinth, besichtigen, bevor es nach Laimbach zum Mittagessen ging.
Die „größte Burg Deutschlands“ in Querfurt ist gut erhalten bzw. so rekonstruiert, daß man einen überzeugenden Eindruck von dieser großen Burganlage gewinnt. Unter der fachkundigen Führung wären wir gerne noch länger verbleiben. Doch auf der Rückfahrt galt es zunächst die alte Kaiserpfalz Tilleda, bzw. was von ihr übrig ist, zu besichtigen. Sie liegt unmittelbar unterhalb des Kyffhäusers, sodaß es uns anschließend – entgegen der ursprünglichen Planung – dorthin zog. Vom Parkplatz aus hatten wir einen freien Blick auf den Denkmalsturm, der weit im Lande sichtbar ist.
Anstelle eines Kurzbesuchs der ehemaligen Ausgrabungsstätte Bilzingsleben brachte der Abend einen Bildbericht von der Ausgrabung und der Bedeutung dieser Siedlung von vor ca. 400 000 Jahren, deren Ergebnisse heute weltweit bekannt sind und diskutiert werden (Spiegel 6/04). Abschließend sprach die Tochter des bekannten Atlantisforschers. Sie zeigte neue interessante Dias in lockerer Form und berichtete von den wiederaufkeimenden Versuchen, gerade die Vorgeschichte nördlich des Limes infrage zu stellen oder einfach gleich ganz zu unterschlagen.
Der Montag begann mit zwei Kurzreferaten nach Texten von Prof. Jaque de Mahieu und von Dr. Lothar Wanke, der leider nach schwerer Krankheit kürzlich verstarb, und brachte dazu interessante Abbildungen aus Argentinien und Indien, die Verbindungen zur Heimat der vorgeschichtlichen Auswanderer aus Nordwesteuropa aufzeigen, die z.B. sogar bis nach China kamen.
Die Lesung vom Stamm der „Hünen“ – im Gegensatz zu den Hunnen – war eine Kurzfassung des Autors O.K.Schmich von seinem Buch über die Hünen, einem vergessenen Stamm aus dem Nordwesten Germaniens, den der Verfasser wie ein Detektiv aus Andeutungen wiederentdeckt hat.
Den Abschluß bildete ein Referat über Reste verschollener Kulturen in aller Welt, womit die Ansicht von de Mahieu bestätigt wurde, daß alle Niederlassungen der aus Nordwesteuropa stammenden Träger einer vorgeschichtlichen Hochkultur letztlich zu ihrem eigenen Untergang führten, während ihre monumentalen Hinterlassenschaften noch heute die Wissenschaftler in aller Welt beschäftigen.
Der Vorsitzende nahm zum Schluß der gut besuchten, interessanten und vielseitigen Tagung den Dank der Teilnehmer entgegen und kündigte die nächsten Veranstaltungen von Ur-Europa im kommenden Jahr an.
Alle ausführlichen Redetexte mit den dazugehörigen Abbildungen werden – wie seit Jahren – stets im neuen Jahrbuch veröffentlicht (zu beziehen über den Buchversand von Ur-Europa e.V.).